Verkaufsnebenkosten berechnen: So ermittelst du den tatsächlichen Nettoerlös deiner Immobilie
Dez, 27 2025
Beim Verkauf einer Immobilie denkt fast jeder zuerst an den Verkaufspreis. Aber wie viel bleibt am Ende wirklich auf dem Konto? Viele Verkäufer sind überrascht, wenn sie feststellen, dass bis zu 15 % des Verkaufspreises an Nebenkosten abgezogen werden. Das ist kein kleiner Betrag - bei einer Immobilie für 500.000 € sind das 75.000 €, die nicht auf dem Konto landen. Der Nettoerlös ist der Betrag, den du wirklich bekommst, nachdem alle Kosten abgezogen sind. Und genau den musst du vor dem Verkauf genau berechnen, sonst rechnest du mit einem Traum, nicht mit der Realität.
Was genau sind Verkaufsnebenkosten?
Verkaufsnebenkosten sind alle Ausgaben, die direkt mit dem Verkauf deiner Immobilie zusammenhängen. Sie fallen nicht einfach so an, sondern sind gesetzlich oder vertraglich festgelegt. Dazu gehören nicht nur die Maklerprovision, sondern auch Notarkosten, Steuern, Löschung von Grundschulden und manchmal sogar Renovierungen, die du vor dem Verkauf machen musst. Diese Kosten sind nicht optional - sie werden automatisch vom Bruttoverkaufspreis abgezogen. Wenn du sie nicht im Vorfeld kalkulierst, landest du mit einer bösen Überraschung da.Die größten Kostenposten sind in der Regel die Maklerprovision, die Notarkosten und die Grunderwerbsteuer - aber Achtung: Die Grunderwerbsteuer zahlt der Käufer, nicht du. Trotzdem beeinflusst sie deinen Verkaufspreis. Wenn in deinem Bundesland die Steuer bei 6,5 % liegt, wird der Käufer weniger bieten als in Bayern, wo sie nur 3,5 % beträgt. Das ist kein Mythos - das ist Realität, die du in deine Preisgestaltung einrechnen musst.
Die drei Hauptkosten: Makler, Notar, Steuern
Die Maklerprovision ist der größte Posten, den du als Verkäufer tragen musst. Seit der Reform im Dezember 2020 wird sie zwischen Käufer und Verkäufer aufgeteilt. Das klingt fair, aber die Wirklichkeit ist anders. In den meisten Bundesländern zahlst du als Verkäufer 3,57 % bis 4,28 % des Verkaufspreises zuzüglich 19 % Mehrwertsteuer. Das bedeutet: Bei einem Preis von 500.000 € zahlst du allein für den Makler zwischen 14.280 € und 17.140 €. Und das ist nur der Anfang.
Die Notarkosten sind oft unterschätzt. Viele rechnen mit 1 %, aber tatsächlich liegen sie bei 1,5 % bis 2 % des Kaufpreises. Dazu kommen noch die Grundbuchgebühren für die Löschung der Hypothek - das sind weitere 0,2 % bis 0,3 %. Bei 500.000 € sind das schon 8.000 bis 11.000 € allein für Notar und Grundbuch. Und das ist nicht alles.
Die Grunderwerbsteuer ist zwar eine Käuferkosten, aber sie bestimmt, wie viel der Käufer bereit ist zu zahlen. In Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein oder Brandenburg liegt sie bei 6,5 %. In Bayern nur bei 3,5 %. Das ist ein Unterschied von 15.000 € bei einer 500.000 €-Immobilie. Wenn du in NRW verkaufst, musst du mit einem niedrigeren Angebot rechnen als in Bayern. Das ist kein Zufall - das ist System.
Die versteckten Kosten, die niemand erwähnt
Die großen Posten kennt fast jeder. Aber die kleinen, versteckten Kosten sind es, die viele Verkäufer überraschen. Die häufigste Überraschung: die Vorfälligkeitsentschädigung. Wenn du deinen Hauskredit vorzeitig ablösen musst, verlangt die Bank eine Gebühr - meist zwischen 1 % und 2 % des verbleibenden Kredits. Bei einem Restkredit von 200.000 € sind das 2.000 bis 4.000 €, die du zusätzlich zahlen musst. Und das steht oft nicht im Maklervertrag.
Ein weiterer häufiger Fall: Renovierungen. Du denkst, deine Wohnung ist in Ordnung? Ein Käufer bestellt einen Gutachter - und plötzlich steht ein Mangelprotokoll mit 15 Punkten auf dem Tisch. Sanierungskosten für Dach, Heizung oder Fenster können leicht 10.000 bis 20.000 € betragen. Und wer zahlt das? Du. Denn der Käufer wird dir das vom Kaufpreis abziehen oder den Verkauf verschieben, bis du nachbesserst.
Dazu kommen noch: Energieausweis (50-500 €), Gutachten (0,5-1 % des Wertes), Löschung von Grundschulden (0,2 %) und gegebenenfalls Kosten für eine Baufinanzierungsberatung. Diese Kosten summieren sich schnell. Eine Studie des Bundesverbands deutscher Banken zeigt: 41 % der Verkäufer haben unerwartete Kosten, die ihre Nettoerlöskalkulation völlig durcheinanderbringen.
Spekulationssteuer: Der größte Killer für den Nettoerlös
Wenn du deine Immobilie innerhalb von 10 Jahren nach dem Kauf verkaufst, kannst du Gewinnsteuer zahlen - die sogenannte Spekulationssteuer. Sie ist nicht pauschal, sondern wird auf deinen Gewinn berechnet: Verkaufspreis minus Anschaffungskosten minus alle verbuchten Renovierungen minus alle Verkaufsnebenkosten. Der Gewinn wird dann mit deinem persönlichen Einkommensteuersatz besteuert - bis zu 42 %.
Stell dir vor: Du hast eine Wohnung 2018 für 300.000 € gekauft. Jetzt, 2025, verkaufst du sie für 500.000 €. Deine Anschaffungskosten inklusive Notar und Makler lagen bei 315.000 €. Du hast 20.000 € für eine neue Küche und Heizung ausgegeben. Deine Verkaufsnebenkosten betragen 70.000 €. Dein Gewinn: 500.000 - 315.000 - 20.000 - 70.000 = 95.000 €. Bei einem Einkommensteuersatz von 37 %: 35.150 € Steuern. Das ist fast ein Viertel des Verkaufspreises - und das ist nur die Steuer. Die anderen Kosten sind noch nicht abgezogen.
Wenn du die Immobilie länger als 10 Jahre besessen hast, fällt diese Steuer weg. Das ist der größte Vorteil, den du hast. Wenn du verkaufen willst und erst 8 Jahre drin bist, lohnt es sich, noch zwei Jahre zu warten - wenn du kannst.
Regionaler Unterschied: Warum du nicht einfach vergleichen kannst
Ein Haus in München ist nicht wie ein Haus in Leipzig. Und das liegt nicht nur am Preis. Die Grunderwerbsteuer variiert von Bundesland zu Bundesland. In Bayern: 3,5 %. In Berlin: 6 %. In Hamburg: 6,5 %. Das bedeutet: Ein Käufer, der in Bayern wohnt, kann mehr bieten als einer aus Nordrhein-Westfalen. Und das beeinflusst deinen Verkaufspreis direkt.
Die Maklerprovision ist nicht bundesweit einheitlich. In München zahlt der Verkäufer oft nur 2 %, der Käufer 3 %. In anderen Städten ist es umgekehrt. Und die Notarkosten sind in manchen Regionen höher, weil die Grundbuchämter mehr Personal benötigen. Die Inflation hat auch die Kosten für Gutachter und Energieausweise in den letzten zwei Jahren um durchschnittlich 12,5 % steigen lassen - laut Statistischem Bundesamt.
Ein Verkäufer in Lüneburg hat andere Kosten als einer in Stuttgart. Und das macht eine deutschlandweite Vergleichbarkeit fast unmöglich. Wenn du deine Immobilie bewertest, musst du immer deine Region einbeziehen - nicht die durchschnittlichen Zahlen aus dem Internet.
So berechnest du deinen Nettoerlös - Schritt für Schritt
Wenn du deine Immobilie verkaufen willst, brauchst du einen klaren Plan. Hier ist die Methode, die Profis nutzen:
- Bruttoverkaufspreis festlegen: Was willst du für deine Immobilie haben? Setze einen realistischen Preis - nicht zu hoch, nicht zu niedrig.
- Maklerprovision berechnen: Multipliziere den Preis mit deinem vereinbarten Prozentsatz (z. B. 3,57 %) und füge 19 % MwSt. hinzu. Das ist dein erster Abzug.
- Notarkosten und Grundbuchgebühren: Rechne mit 1,5 % bis 2 % für den Notar und 0,2 % bis 0,3 % für die Grundbuchlöschung.
- Vorfälligkeitsentschädigung: Frag deine Bank: Wie viel kostet es, den Kredit vorzeitig abzulösen? Rechne mit 1-2 % des Restkredits.
- Renovierungen und Reparaturen: Mach eine Liste: Was muss vor dem Verkauf erledigt werden? Schätze die Kosten realistisch ein - nicht optimistisch.
- Energieausweis und Gutachten: 50-500 € für den Energieausweis, 0,5-1 % für ein Wertgutachten.
- Spekulationssteuer prüfen: Hast du die Immobilie länger als 10 Jahre besessen? Wenn nein: Berechne den Gewinn und den Steuersatz. Rechne mit 30-42 % des Gewinns.
- Nettoerlös berechnen: Bruttoverkaufspreis minus alle oben genannten Kosten = dein tatsächlicher Nettoerlös.
Ein Beispiel: Du verkaufst eine Wohnung für 400.000 €. Du hast sie vor 12 Jahren gekauft - keine Spekulationssteuer. Makler: 3,57 % + 19 % MwSt. = 14.280 €. Notar: 1,8 % = 7.200 €. Grundbuch: 0,25 % = 1.000 €. Vorfälligkeitsentschädigung: 1,5 % von 180.000 € = 2.700 €. Renovierung: 8.000 €. Energieausweis: 200 €. Gesamt: 33.380 €. Nettoerlös: 366.620 €. Du hast 91,7 % des Verkaufspreises behalten - das ist gut.
Was du unbedingt vermeiden musst
Die häufigsten Fehler sind nicht kompliziert - sie sind einfach zu übersehen:
- MwSt. auf die Maklerprovision vergessen: Viele rechnen nur mit 3,57 %, aber 19 % MwSt. kommen noch dazu. Das ist ein Fehler von fast 2 % des Verkaufspreises.
- Notarkosten unterschätzen: 1 % ist zu wenig. Rechne mit 1,5-2 %.
- Keine Dokumentation der Anschaffungskosten: Ohne Belege für Kaufpreis, Notar, Renovierungen kannst du die Spekulationssteuer nicht korrekt berechnen - und zahlst mehr als nötig.
- Keine Bankabfrage zur Vorfälligkeitsentschädigung: Die Bank sagt dir das nicht freiwillig. Du musst fragen - und schriftlich bestätigen lassen.
- Keine Vorlaufzeit: Die Kalkulation braucht Zeit. Beginne mindestens drei Monate vor dem Verkauf. Sonst überlässt du alles dem Zufall.
Wie du mehr Nettoerlös herausholst
Es gibt Wege, deine Kosten zu senken:
- Verkauf nach 10 Jahren: Vermeide die Spekulationssteuer - das ist der größte Hebel.
- Energetisch sanieren: Seit August 2023 gilt: Wenn du deine Immobilie energetisch saniert hast, fällt die Spekulationssteuer nach 5 Jahren weg - nicht nach 10.
- Keinen Makler nehmen: Wenn du privat verkaufst, sparst du die Provision. Aber du musst dich um alles selbst kümmern - Verträge, Terminplanung, Rechtsfragen.
- Renovierungen gezielt machen: Investiere nur in Dinge, die den Wert wirklich steigern: neue Fenster, Heizung, Dach. Nicht in neue Tapeten oder Böden.
- Profi hinzuziehen: Ein Immobilienberater, der mit einem Kalkulationstool arbeitet, reduziert deine Fehlerquote um 80 %. Eine Studie von ImmobilienScout24 zeigt: Verkäufer mit professioneller Beratung erreichen 98 % ihres prognostizierten Nettoerlöses - ohne unerwartete Überraschungen.
Wie hoch sind die typischen Verkaufsnebenkosten bei einer Immobilie?
Typische Verkaufsnebenkosten liegen zwischen 10 % und 15 % des Bruttoverkaufspreises. Dazu gehören die Maklerprovision (3,57-4,28 % + 19 % MwSt.), Notarkosten (1,5-2 %), Grundbuchgebühren (0,2-0,3 %), Vorfälligkeitsentschädigung (1-2 % des Restkredits), Renovierungen (5.000-20.000 €) und eventuelle Gutachten. Die Grunderwerbsteuer zahlt der Käufer, beeinflusst aber deinen Verkaufspreis.
Wann fällt die Spekulationssteuer an?
Die Spekulationssteuer fällt an, wenn du eine Immobilie innerhalb von 10 Jahren nach dem Kauf verkaufst und dabei Gewinn machst. Sie wird auf den Gewinn berechnet - also Verkaufspreis minus Anschaffungskosten minus Renovierungen minus Verkaufsnebenkosten. Der Steuersatz entspricht deinem persönlichen Einkommensteuersatz, kann bis zu 42 % betragen. Wenn du die Immobilie länger als 10 Jahre besessen hast, fällt die Steuer weg. Bei energetisch sanierten Gebäuden gilt seit 2023 die Frist von 5 Jahren.
Ist es sinnvoll, den Makler selbst zu wählen?
Ja - aber nur, wenn du einen Makler wählst, der transparent arbeitet und dir die Kosten im Vorfeld genau kalkuliert. Viele Makler bieten nur einen Pauschalpreis an, ohne zu erklären, wie er zustande kommt. Ein guter Makler zeigt dir einen detaillierten Kostenaufstellungsplan - mit allen Positionen, inklusive MwSt. und Vorfälligkeitsentschädigung. So vermeidest du Überraschungen. Ein schlechter Makler verschweigt Kosten - und du zahlst am Ende mehr.
Wie kann ich die Notarkosten senken?
Du kannst die Notarkosten nicht direkt senken - sie sind gesetzlich festgelegt. Aber du kannst sie reduzieren, indem du den Kaufvertrag einfach hältst: Keine komplizierten Sondervereinbarungen, keine zusätzlichen Grundschulden, keine Übertragung von Mietverträgen. Ein einfacher Verkauf mit klaren Bedingungen kostet weniger. Außerdem: Frag nach dem Bundesnotarkammer-Rechner - er zeigt dir genau, was in deinem Bundesland fällig ist.
Was mache ich, wenn ich die Anschaffungskosten nicht mehr nachweisen kann?
Wenn du keine Belege mehr hast, kannst du die Anschaffungskosten pauschal mit 10 % des Kaufpreises ansetzen - das ist gesetzlich erlaubt. Aber das ist nur eine pauschale Lösung. Wenn du echte Belege für Renovierungen hast, lohnt es sich, sie trotzdem einzureichen. Ein Steuerberater kann dir helfen, die besten Argumente zu finden. Ohne Belege zahlt du mehr Steuern - und das ist unnötig.
Wie lange dauert es, den Nettoerlös richtig zu berechnen?
Unerfahrene Verkäufer brauchen durchschnittlich 17 Stunden, um alle Kosten zu recherchieren. Mit einem professionellen Kalkulationstool wie dem der Sparkasse oder Wüstenrot schaffst du es in 3-5 Stunden. Wichtig ist: Beginne mindestens drei Monate vor dem Verkauf. So hast du Zeit, die Bank zu kontaktieren, Renovierungen zu planen und Belege zu sammeln. Wer zu spät anfängt, zahlt am Ende mehr.