Türverbreiterung für Rollstuhlfahrer: So planen und ausführen Sie eine barrierefreie Tür
Okt, 23 2025
Warum eine Türverbreiterung für Rollstuhlfahrer notwendig ist
Ein enger Türdurchgang kann den Alltag von Rollstuhlfahrern komplett blockieren. Selbst wenn das Bad, die Küche oder das Schlafzimmer barrierefrei gestaltet sind, reicht eine Tür von nur 75 cm Breite nicht aus, um sicher und selbstständig durchzukommen. Viele Menschen unterschätzen, wie viel Platz ein Rollstuhl wirklich braucht - besonders wenn er elektrisch angetrieben ist oder breitere Armlehnen hat. Laut einer Umfrage des Bundesverbandes Sozialverband VdK sind 65 % der Nutzer mit bestehenden Türverbreiterungen unzufrieden, nicht weil die Tür zu schmal ist, sondern weil die Bewegungsfläche vor der Tür vergessen wurde. Eine Türverbreiterung ist kein Luxus, sondern eine Grundvoraussetzung für Teilhabe und Selbstbestimmung im eigenen Zuhause.
Welche Türbreite ist wirklich nötig?
Die offizielle Norm DIN 18040-2 schreibt für neue Bauten eine lichte Türbreite von mindestens 90 cm vor. Das ist kein willkürlicher Wert, sondern basiert auf anthropometrischen Studien: 99,7 % der erwachsenen Bevölkerung, inklusive Personen mit breiten Rollstühlen, kommen damit problemlos durch. Aber in der Praxis gibt es Abstufungen. In Bestandsbauten, besonders bei Sanierungen, reicht oft eine Breite von 80 cm aus - das haben Studien von Architektin Claudia Loeschcke (2009) gezeigt. Über 95 % der Nutzer können damit zurechtkommen. Allerdings: Wer einen elektrischen Rollstuhl mit einer Breite von bis zu 75 cm nutzt, braucht mindestens 90 cm, sonst klemmt es an den Türzargen. Für Sportrollstühle oder Pflegebedarfsrollstühle mit breiteren Abmessungen sind sogar 125 cm empfohlen. Die Regel ist einfach: Je breiter die Tür, desto sicherer und unabhängiger der Zugang.
Die technischen Anforderungen: Höhe, Leibungstiefe und Griffhöhe
Nicht nur die Breite zählt. Die lichte Höhe einer barrierefreien Tür muss mindestens 205 cm betragen - sonst stoßen Nutzer mit angehobenen Armen oder Hilfsmitteln an die obere Zarge. Die Leibungstiefe, also der Abstand zwischen der Türblattoberfläche und der fertigen Wand, darf 26 cm nicht überschreiten. Ist sie größer, wird es kompliziert: Dann braucht man entweder Seitenteile, eine zweiflügelige Tür oder eine Blockzarge, die in die Wandöffnung eingebaut wird. Der Griff muss zwischen 85 und 105 cm Höhe liegen. Für Badezimmer gilt explizit 85 cm. Vermeiden Sie Drehgriffe oder eingelassene Griffe - sie sind schwer zu greifen, besonders bei eingeschränkter Handkraft. Bogen- oder U-förmige Griffe sind die beste Wahl. Der Kraftaufwand zum Öffnen darf maximal 25 Newton betragen, das entspricht der Klasse 3 nach DIN EN 12217. Ein zu schweres Türblatt macht selbst kleine Bewegungen zur Anstrengung.
Türverbreiterung vs. Schiebetür: Was ist die bessere Lösung?
Beim Sanieren eines Altbaus kommt oft die Frage auf: Soll ich die Tür verbreitern oder eine Schiebetür einbauen? Schiebetüren brauchen weniger Platz vor der Tür - nur 120 x 190 cm statt 150 x 150 cm bei Drehflügeltüren. Sie wirken auch moderner und sparen Platz. Aber sie haben Nachteile: Der vorstehende Griff verhindert eine volle Öffnung, die lichte Breite ist oft kleiner als angegeben. Außerdem brauchen sie spezielle Schienen, die sich im Boden einbauen lassen - und das ist bei Fliesen oder Holzböden aufwändig. Eine konventionelle Türverbreiterung ist bei Neubauten günstiger und kompatibel mit jedem üblichen Türbeschlag. Bei Sanierungen ist sie zwar aufwändiger, aber zuverlässiger. Viele Nutzer berichten, dass Schiebetüren im Alltag oft weniger praktisch sind, als sie im Planungsstadium erscheinen. Die Kombination aus einer 90 cm breiten Drehflügeltür mit einer ausreichenden Bewegungsfläche bleibt die robusteste Lösung.
Die Schritte einer erfolgreichen Türverbreiterung
Die Umsetzung ist kein DIY-Projekt für Anfänger. Hier ist der Ablauf, wie es Profis machen:
- Messung der bestehenden Leibungstiefe: Messen Sie vom Türblatt bis zur fertigen Wand. Ist sie über 26 cm, planen Sie eine Kompensationslösung ein.
- Entfernen der alten Zarge: Vorsichtig abnehmen, ohne die Wand zu beschädigen. Achten Sie auf Leitungen hinter der Wand - Lichtschalter oder Steckdosen müssen umgelegt werden.
- Statik prüfen: Wenn die Wand tragend ist, brauchen Sie eine statische Berechnung nach DIN 1055. Das ist Pflicht - und kein Bonus.
- Neue Zarge einbauen: Die neue Zarge muss exakt ausgerichtet sein. Abweichungen von mehr als 3 mm führen zu Problemen beim Schließen oder Verklemmen.
- Wandflächen wiederherstellen: Putz, Farbe, Fliesen - das macht oft 30 bis 50 % der Gesamtkosten aus. Planen Sie das ein.
- Beschlag und Griff montieren: Nur greifgünstige Griffe verwenden. Testen Sie den Öffnungswiderstand.
Ein erfahrener Handwerker braucht 1 bis 3 Tage pro Tür. Die Planung dauert mindestens zwei Wochen - für Statik, Materialauswahl und Genehmigungen.
Kosten und Förderung: Was kostet eine Türverbreiterung?
Die Kosten liegen zwischen 500 und 1.200 Euro pro Tür, wenn es sich um eine konventionelle Verbreiterung handelt. Dazu kommen die Kosten für die Wandnachbearbeitung, die oft so viel wie der Türbau selbst kosten. Schiebetüren sind mit 800 bis 1.500 Euro teurer, automatische Türen mit 2.500 bis 5.000 Euro deutlich höher. Die gute Nachricht: Der Bund fördert barrierefreie Sanierungen. Mit dem Wohnraumförderungsprogramm 2021-2025 wurden 2022 über 120.000 Anträge für Türverbreiterungen gestellt - ein Anstieg von 18 % gegenüber 2021. Über das BAFA können Sie bis zu 10 % der Kosten erstattet bekommen, bei schwerbehinderten Personen sogar mehr. Wichtig: Beantragen Sie die Förderung vor der Baumaßnahme. Nachträglich geht es nicht.
Häufige Fehler und wie Sie sie vermeiden
Die größten Probleme entstehen nicht durch schlechte Ausführung, sondern durch schlechte Planung. Die Handwerkerkammer München stellt fest: 42 % der Fehler bei Türverbreiterungen liegen an fehlerhafter Planung. Hier sind die häufigsten Fehler:
- Bewegungsfläche vergessen: Vor der Tür muss mindestens 150 x 150 cm frei bleiben - sonst kann der Rollstuhl nicht wenden.
- Leibungstiefe ignoriert: Eine zu tiefe Leibung macht eine Tür unbrauchbar, egal wie breit sie ist.
- Griff und Kraftaufwand falsch gewählt: Ein schwerer Griff oder ein zu hoher Öffnungswiderstand macht die Tür zur Falle.
- Keine Beratung eingeholt: Ein barrierefreier Fachberater kostet 100-200 Euro, spart aber tausende an Fehlern.
Ein Tipp: Lassen Sie sich von einem Nutzer begleiten - jemand, der wirklich mit einem Rollstuhl lebt. Was für Sie einfach erscheint, kann für ihn unmöglich sein.
Ausblick: Was kommt in Zukunft?
Die Normen werden sich weiter verschärfen. Der Entwurf der neuen DIN 18040-2 (April 2024) sieht für öffentliche Gebäude bereits 95 cm vor. Der Bund plant, ab 2026 die Türbreite von 90 cm zur Voraussetzung für Fördermittel zu machen. Forschungsgruppen an der TU Berlin testen bereits adaptive Türsysteme, die sich automatisch an die Größe des Nutzers anpassen - aber diese Technik ist erst ab 2027 marktreif. Die Zukunft liegt nicht in teuren Automatiken, sondern in smarter, flexibler Planung. Wer heute eine Tür verbreitert, sollte nicht nur die Norm erfüllen, sondern den tatsächlichen Bedarf des Nutzers im Blick haben. Denn eine Tür ist kein isoliertes Element - sie ist das Tor zur Selbstständigkeit.
Wie breit muss eine Tür für einen Rollstuhl sein?
Für neue Bauten muss eine Tür laut DIN 18040-2 mindestens 90 cm lichte Breite haben. In Bestandsbauten kann 80 cm ausreichen - aber nur, wenn der Nutzer einen manuellen Rollstuhl mit einer Breite von bis zu 65 cm nutzt. Bei elektrischen Rollstühlen, Sportrollstühlen oder Pflegebedarfsrollstühlen ist 90 cm die absolute Mindestbreite. Für breiteste Modelle sind sogar 125 cm empfohlen.
Kann ich eine Türverbreiterung selbst machen?
Nur, wenn Sie Erfahrung mit Statik, Zargenmontage und Wandverkleidung haben. Aber selbst dann ist es riskant. Die meisten Fehler passieren bei der Ausrichtung der Zarge oder beim Umgang mit tragenden Wänden. Eine falsch montierte Zarge kann die Tür verhaken, und eine falsche statische Berechnung kann die Bausubstanz gefährden. Die Handwerkerkammer München empfiehlt ausdrücklich, einen Fachberater hinzuzuziehen - das spart langfristig Geld und Ärger.
Brauche ich eine Baugenehmigung für eine Türverbreiterung?
In der Regel nicht, wenn es sich um eine Innentür in einer Wohnung handelt und keine tragende Wand betroffen ist. Aber wenn Sie eine tragende Wand öffnen oder die Außenwand verändern, ist eine Baugenehmigung Pflicht. Auch bei Mietwohnungen brauchen Sie die Zustimmung des Vermieters. Am besten fragen Sie beim örtlichen Bauamt nach - die Regeln variieren je nach Bundesland.
Wie viel kostet eine Türverbreiterung?
Die Kosten liegen zwischen 500 und 1.200 Euro pro Tür, wenn nur die Zarge ausgetauscht wird. Dazu kommen 30 bis 50 % für die Wandnachbearbeitung - Putz, Farbe, Fliesen. Schiebetüren kosten 800 bis 1.500 Euro, automatische Türen bis zu 5.000 Euro. Mit Förderung vom BAFA können Sie bis zu 10 % der Kosten erstattet bekommen - wenn Sie den Antrag vor der Baumaßnahme stellen.
Welche Griffe sind für barrierefreie Türen am besten?
Bogen- oder U-förmige Griffe sind die beste Wahl. Sie lassen sich leicht greifen, auch mit eingeschränkter Handkraft. Vermeiden Sie Drehgriffe, Knaufgriffe oder eingelassene Griffe - sie sind schwer zu bedienen. Der Griff sollte zwischen 85 und 105 cm Höhe liegen. Für Badezimmer ist 85 cm vorgeschrieben. Der Öffnungswiderstand darf 25 Newton nicht überschreiten - das entspricht der Klasse 3 nach DIN EN 12217.
Was ist eine Leibungstiefe und warum ist sie wichtig?
Die Leibungstiefe ist der Abstand zwischen der Oberfläche des Türblatts und der fertigen Wand. Sie darf 26 cm nicht überschreiten. Ist sie größer, kann die Tür nicht richtig geschlossen werden, oder die Zarge klemmt. In solchen Fällen braucht man spezielle Lösungen wie Blockzargen oder Seitenteile. Viele Planer übersehen diese Maßzahl - mit dem Ergebnis, dass die Tür zwar breiter ist, aber immer noch nicht nutzbar.
Markus Rönnholm
November 17, 2025 AT 06:58Endlich mal ein Artikel, der nicht nur die Normen aufzählt, sondern echt erklärt, warum das alles wichtig ist! Ich hab letztes Jahr die Tür zu unserer Küche verbreitert – 95 cm, U-Griff, 30 cm Leibungstiefe, und plötzlich kann meine Schwiegermutter wieder allein ins Bad. Kein Gejammer mehr, kein Hilferuf. Das ist kein Luxus, das ist Menschlichkeit. 👊
Patrick Carmichael
November 18, 2025 AT 19:26Die DIN 18040-2 schreibt 90 cm vor – korrekt. Doch in Bestandsbauten ist 80 cm oft ausreichend, sofern der Rollstuhl nicht breiter als 65 cm ist. Die Aussage, dass elektrische Rollstühle 90 cm benötigen, ist irreführend: viele moderne Modelle haben eine Breite von 68–72 cm und passen problemlos durch 80 cm, sofern die Bewegungsfläche stimmt. Die 90 cm sind ideal, aber nicht immer zwingend erforderlich. Statik und Leibungstiefe sind kritischer als die Breite allein.
Achim Hartmann
November 19, 2025 AT 21:35Uff… wieder so ein 10-Seiten-Tutorial. 😴 Kann mir jemand sagen, ob ich die Tür jetzt breiter machen muss oder einfach meinen Rollstuhl verkaufe? 😅
Patrick Mortara
November 21, 2025 AT 11:3690 cm ist die Mindestbreite. Alles andere ist Selbstbetrug.
Walter Mann
November 22, 2025 AT 06:41Der Artikel enthält mehrere ungenaue Aussagen. Die DIN EN 12217 definiert keine "Klasse 3" für Öffnungswiderstände – das ist ein Missverständnis. Zudem wird behauptet, 65 % der Nutzer seien "unzufrieden", ohne Quellenangabe. Die 125 cm für Sportrollstühle sind nicht in der Norm verankert, sondern eine Empfehlung von Herstellern. Die Darstellung als verbindliche Regel ist irreführend und könnte zu unnötigen Kosten führen.
Karoline Aamås
November 23, 2025 AT 00:34Ich hab das letzte Jahr mit meiner Tochter, die seit 3 Jahren im Rollstuhl sitzt, drei Türen umgebaut – und ich sag dir: Die größte Hürde war nicht die Statik, sondern die Baufirma, die dachte, "80 cm reicht doch". 🙄
Jetzt haben wir 95 cm, U-Griffe, 150 cm Bewegungsfläche – und sie kann endlich allein die Tür aufmachen. Kein "Kannst du mal aufmachen?" mehr. Das ist kein Renovieren, das ist Freiheit.
Und ja – die Förderung vom BAFA ist ein Riesenspiel, aber nur, wenn du den Antrag vorher stellst. Haben wir vergessen – und 800 € draufgezahlt. Lern aus meinem Mist!
Patrick Mullen
November 24, 2025 AT 09:07YESSSS! Endlich jemand der nicht nur "normen" zitiert sondern sagt: MACH ES RICHTIG! 🙌 Ich hab ne Schiebetür eingebaut und dachte "easy peasy" – bis ich merkte, dass der Griff in der Mitte hängt und die Tür nie richtig aufgeht. Jetzt hab ich ne Drehflügeltür mit 92 cm – und mein Kumpel, der mit nem Elektrorollstuhl fährt, sagt: "Das ist das erste Mal, dass ich ne Tür ohne Hilfe aufkriege." Förderung vorher beantragen – sonst bist du der Dumme. 💪
Natascha Garcia
November 25, 2025 AT 04:28Ich bin aus Mexiko, aber mein Mann ist aus Berlin und wir haben vor 2 Jahren seine Oma’s Wohnung barrierefrei gemacht 🇩🇪❤️
Was mich am meisten überrascht hat: Die Türbreite ist nur die Hälfte der Geschichte. Die Bewegungsfläche vor der Tür – das ist der echte Game-Changer! 🤯
Und Griffe? Ich hab nie gedacht, dass ein einfacher U-Griff so viel Unterschied macht. Jetzt läuft sie jeden Morgen allein ins Bad – und ich hab Tränen in den Augen, als sie mir das gezeigt hat. 🥹
Vielen Dank für diesen Artikel – er hat uns geholfen, nicht nur nach Normen, sondern nach Menschlichkeit zu planen. 💕
Helga Blankenship
November 26, 2025 AT 11:16Ich hab die Tür jetzt schon 3 Mal gemessen… und immer noch Angst, dass ich was vergesse… 🥲
Die Leibungstiefe… ist das wirklich der Abstand vom Türblatt bis zur Wand? Ich hab das jetzt 5 Mal gelesen… und immer noch nicht sicher…
Und die Förderung… muss ich das wirklich vorher beantragen? Ich hab’s jetzt erst gelesen… und die Arbeiten sind schon angefangen… 😭
Vielen Dank für die Infos… aber ich brauche noch mehr… bitte… jemand… kann mir helfen…?