Holztreppen renovieren: Oberflächenfinish erneuern - Schritt für Schritt zum neuen Treppenhaus

Holztreppen renovieren: Oberflächenfinish erneuern - Schritt für Schritt zum neuen Treppenhaus Dez, 2 2025

Deine Holztreppe sieht alt aus? Die Stufen sind kratzig, die Oberfläche matt, und der Lack ist an den Kanten abgeplatzt? Keine Sorge - du musst die Treppe nicht komplett austauschen. Mit dem richtigen Vorgehen kannst du sie in wenigen Tagen wie neu machen. Und das mit wenig Geld, aber mit großem Effekt. In Österreich, besonders in älteren Häusern in Graz oder Salzburg, sind Holztreppen noch immer die Regel. Und sie sind auch heute noch ein echter Hingucker - wenn sie gepflegt sind.

Warum das Oberflächenfinish erneuern?

Vergleich: Lackieren vs. Ölen für Holztreppen
Merkmale Lackieren Ölen
Verschleißfestigkeit (DIN EN 15655) 23 22
Trocknungszeit pro Schicht 1-3 Stunden 8-12 Stunden
Gesamtaushärtung 7 Tage 14 Tage
Geruchsentwicklung 70% niedriger als lösemittelhaltig gering, aber natürlicher Geruch
Reparatur von Kratzern komplett neu lackieren lokaler Nachölen möglich
Empfohlen für hohe Beanspruchung, Familienhaushalte ruhige Nutzung, historische Treppen

Die meisten Leute denken, eine neue Treppe zu kaufen, ist die einzige Lösung. Aber das stimmt nicht. Eine Renovierung kostet zwischen 45 und 85 Euro an Material - ein Neubau liegt bei 1.500 bis 3.000 Euro. Und das ist nicht nur günstiger, sondern auch nachhaltiger. Du sparst Holz, vermeidest Abfall und behältst den Charakter deines Hauses.

Die Oberfläche deiner Treppe schützt das Holz vor Feuchtigkeit, Schmutz und Abnutzung. Wenn sie abgenutzt ist, dringt Wasser ein, das Holz quillt, wird dunkel oder bricht aus. Ein frisches Finish verhindert das. Außerdem hebt es die Maserung hervor - ein echter Blickfang, besonders bei Eiche oder Nussbaum.

Was du brauchst: Werkzeuge und Materialien

Einige Werkzeuge sind unverzichtbar. Du brauchst nicht das teuerste Gerät, aber ein funktionierendes Exzenterschleifer-System macht den Unterschied. Der Festool ETS 150/3 mit 125 mm Durchmesser ist ein beliebter Standard - aber auch günstigere Modelle von Bosch oder Makita tun es. Wichtig ist, dass er mit einer Staubsammlung funktioniert. Sonst wirst du in einer Staubwolke ertrinken.

Zusätzlich brauchst du:

  • 3 verschiedene Schleifpapier-Körnungen: 80-120 (Grobschliff), 150-180 (Feinschliff), 240 (Grundierungsschliff)
  • Eine Schleifklemme für die Kanten und Treppenstufen
  • Eine 18 cm-Rolle mit kurzflorigem Bezug (für große Flächen)
  • Einen 5 cm Pinsel mit synthetischen Borsten (für Kanten und Geländer)
  • Holzausgleichsmasse (für tiefe Kratzer oder abgebrochene Ecken)
  • Einen wasserbasierten Treppenlack (z. B. Remmers Treppenlack Aqua) oder ein Holzöl (z. B. Osmo Polyx-Oil)
  • Eine Treppenlehre (Art.-Nr. 5210000) - das ist ein kleiner, aber genialer Helfer, um Kanten sauber zu lackieren
  • Staubschutzfolie, Klebeband, Handschuhe, Atemschutzmaske

Vermeide lösemittelhaltige Lacke wie Nitrolack. Die sind nicht nur stark riechend - sie enthalten bis zu 70 % flüchtige organische Verbindungen (VOC), die gesundheitsschädlich sind. Laut der Deutschen Umwelthilfe sind sie für Innenräume tabu. Wasserbasierte Systeme sind heute Standard. Sie riechen kaum, trocknen schneller und sind kindersicher nach 24 Stunden.

Schritt-für-Schritt: So renovierst du deine Holztreppe

Die Renovierung folgt einem klaren Ablauf. Wer ihn überspringt, hat später Probleme. Hier ist der Weg, wie es Profis machen - und wie du es auch schaffst.

  1. Reinigen und vorbereiten: Entferne alle Staub- und Schmutzreste mit einem Staubsauger und einem feuchten Tuch. Decke Wände, Geländer und den Boden um die Treppe mit Folie ab. Die Luftfeuchtigkeit im Raum sollte zwischen 45 % und 65 % liegen. Zu trocken? Dann stell eine Schale mit Wasser in den Raum. Zu feucht? Lüfte gut - sonst klebt der Lack nicht.
  2. Alte Beschichtung entfernen: Beginne mit dem Grobschliff. Nutze 80-120er Körnung und schleife immer in Längsrichtung der Holzmaserung. Nie quer! Sonst entstehen unsichtbare Riefen, die später den Lack abblättern lassen. Bei stark beschädigten Stellen verwende Holzausgleichsmasse. Die muss 24 Stunden trocknen - nicht früher! Danach mit 120er Körnung nachschleifen.
  3. Feinschliff: Jetzt wechselst du zu 150-180er Körnung. Das macht die Oberfläche glatt, aber noch nicht perfekt. Wichtig: Schleife alle Kanten sorgfältig ab. Hier passieren die meisten Fehler. Nutze die Schleifklemme. Ein Tipp: Führe den Schleifer langsam und gleichmäßig. Nicht drücken - das Gewicht des Geräts reicht.
  4. Grundierung: Verdünne den Treppenlack 1:1 mit Wasser. Trage ihn mit der Rolle auf die Stufen und mit dem Pinsel an den Kanten auf. Die Grundierung sorgt dafür, dass der Endlack gut haftet. Lass sie 2-4 Stunden trocknen. Danach mit 240er Körnung leicht nachschleifen. Das ist der entscheidende Schritt - viele Heimwerker überspringen ihn. Aber laut dem Fraunhofer-Institut reduziert ein fehlender Zwischenschliff die Haftfestigkeit um bis zu 45 %.
  5. Endlackierung: Jetzt kommt der richtige Lack. Trage mindestens zwei, besser drei Schichten auf. Jede Schicht muss 1-3 Stunden trocknen. Laut Remmers soll die Gesamtdicke nicht mehr als 250-300 Mikrometer betragen. Mehr als 80 Mikrometer pro Schicht führt zu Rissen. Lass die letzte Schicht 7 Tage aushärten, bevor du die Treppe voll belastest. In der Zeit: keine Schuhe, keine Möbel, kein Staub.

Die Wangen und das Geländer kannst du mit dem gleichen Lack behandeln. Aber hier hilft die Treppenlehre. Die legst du an die Kante - und lackierst dicht an ihr entlang. So bekommst du eine perfekte Linie, ohne Farbkleckse. Laut einer OBI-Umfrage brauchen 68 % der Anfänger zwei bis drei Versuche, bis sie das hinbekommen. Keine Panik - es wird besser.

Hand mit Pinsel, der Lack an einer Treppenkante mit einer Führungslinie aufträgt.

Wasserlack oder Öl? Welches Finish ist das richtige?

Du hast die Wahl. Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile.

Lackieren ist die robustere Lösung. Es hält länger, ist kratzfester und leichter zu reinigen. Ideal für Familien mit Kindern, Haustieren oder viel Verkehr. Der Nachteil: Wenn es mal kratzt, musst du die ganze Stufe neu lackieren. Und es wirkt etwas kälter - weniger natürlich.

Ölen ist weicher, wärmer, betont die Holzstruktur besonders gut. Es fühlt sich angenehmer an - fast wie Holz ohne Beschichtung. Aber: Es ist anfälliger für Kratzer. Praxistests zeigen, dass geölte Treppen nach 6 Monaten 37 % mehr sichtbare Kratzer haben als lackierte. Dafür kannst du Schäden einfach mit etwas Öl nachbessern - ohne großes Aufkommen. Perfekt für ruhige Haushalte oder historische Treppen.

Wichtig: Wenn deine Treppe früher geölt war, solltest du auch wieder ölen. Wenn sie lackiert war, bleibt es bei Lack. Nur wenn du den alten Lack komplett entfernt hast, kannst du umsteigen. Sonst haftet das neue Produkt nicht.

Was du unbedingt vermeiden solltest

  • Nicht mit zu großer Körnung beginnen: Wer direkt mit 240er Körnung schleift, schafft keine Grundlage. Der Lack blättert ab - wie es User „Holzfreund87“ auf Heimwerker.de erlebte. Er hat nach drei Wochen alles neu machen müssen.
  • Nicht zu dick lackieren: Remmers warnt explizit: Maximal 80 Mikrometer pro Schicht. Mehr = Risse.
  • Nicht unter 15 °C arbeiten: Lacke brauchen Wärme zum Aushärten. Bei Kälte wird die Oberfläche klebrig oder bleibt milchig.
  • Nicht ohne Schutz arbeiten: Staub und Feuchtigkeit ruinieren das Ergebnis. Decke alles ab, lüfte nur kurz und gezielt.
  • Nicht auf historische Treppen losgehen: Wenn deine Treppe vor 1945 gebaut wurde, dann lass sie von einem Fachmann prüfen. Moderne Lacke können die alte Holzstruktur beschädigen. Das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz warnt davor.
Gespaltene Treppe: links alt und beschädigt, rechts neu und glänzend mit betonter Holzmaserung.

Wie lange hält eine renovierte Treppe?

Das hängt von der Nutzung ab. In Mehrfamilienhäusern mit viel Verkehr brauchen Treppen alle 8-10 Jahre eine Erneuerung. In privaten Haushalten reichen 12-15 Jahre. Mit wasserbasiertem Lack und sorgfältiger Pflege kannst du sogar 20 Jahre halten.

Ein Tipp: Reinige die Stufen regelmäßig mit einem leicht feuchten Tuch - kein Wasser, kein Reiniger. Nur trocken oder leicht angefeuchtet. So vermeidest du Schmutzeintrag und verlängerst die Lebensdauer.

Wie viel kostet das?

Materialkosten für eine Standardtreppe mit 14 Stufen liegen bei 45-85 Euro. Das ist alles: Schleifpapier, Lack, Grundierung, Treppenlehre, Schutzfolie. Wenn du einen Profi beauftragst, kostet das 120-180 Euro pro Stufe. Das macht bei 14 Stufen über 2.000 Euro - fast dreimal so viel wie selbst machen.

Und du sparst nicht nur Geld - du sparst auch Zeit. Ein erfahrener Heimwerker schafft es in 4-5 Tagen. Die ersten 2 Tage sind fürs Schleifen, die nächsten 3 fürs Lackieren mit Trockenzeiten. Mit dem neuen Remmers Treppenlack Speed (ab September 2023) kannst du die Trockenzeit zwischen den Schichten von 2-3 Stunden auf 45 Minuten reduzieren. Das spart dir fast zwei Tage.

Was kommt als Nächstes?

Die Branche entwickelt sich schnell. Wasserbasierte Lacke haben heute einen Marktanteil von 78 % - 2018 waren es nur 45 %. Aber Experten wie Dr. Anja Weber von der Hochschule Eberswalde prognostizieren: Bis 2028 werden pflanzenbasierte Ölsysteme wieder stärker werden. Warum? Weil die EU die VOC-Grenzwerte verschärft - und natürliche Öle mit Leinöl oder Sonnenblumenöl immer beliebter werden.

Und die Technik? Festool hat mit dem CTL SYS 3 M ebus einen staubarmen Schleifsack mit Luftqualitätsmessung vorgestellt. Der beschleunigt die Arbeit um 30 %. Für Heimwerker ist das ein Gamechanger.

Deine Treppe ist mehr als nur eine Verbindung zwischen den Etagen. Sie ist ein Teil deines Zuhauses. Wenn du sie renovierst, investierst du nicht nur in die Optik - du investierst in die Lebensqualität. Und das lohnt sich.

Kann ich meine Holztreppe auch ohne Schleifmaschine renovieren?

Theoretisch ja - aber es wird extrem anstrengend und dauert deutlich länger. Mit Handschleifblöcken schaffst du es nur bei sehr geringer Abnutzung. Bei einer 30 Jahre alten Treppe ist das kaum machbar. Der Schleifer ist nicht nur schneller - er sorgt auch für eine gleichmäßige Oberfläche. Ohne ihn riskierst du ungleichmäßige Bereiche, die später den Lack abblättern lassen. Investiere lieber in einen günstigen Exzenterschleifer - er lohnt sich bei mehreren Projekten.

Warum blättert der Lack nach einigen Wochen an den Kanten ab?

Das liegt fast immer an zwei Dingen: Entweder du hast nicht richtig geschliffen - besonders nicht mit der Zwischenschleifkörnung von 240er nach der Grundierung - oder du hast die Kanten nicht sauber lackiert. Die Kanten sind die stärkste Beanspruchungsstelle. Wenn dort der Lack nicht perfekt anliegt, reißt er bei jedem Schritt. Nutze die Treppenlehre und arbeite langsam. Ein Tipp: Lackiere die Kanten als letztes - wenn der Rest schon trocken ist. Dann klebt der Lack besser.

Muss ich die gesamte Treppe gleichzeitig renovieren?

Ja. Wenn du nur eine Stufe oder eine Wand renovierst, wirst du später einen Farbunterschied sehen. Selbst bei gleicher Farbe kann sich die Oberfläche durch Alterung oder Lichteinfall unterscheiden. Deshalb: Immer die gesamte Treppe in einem Durchgang bearbeiten. Sonst wirkt es unsauber - und du musst später trotzdem alles neu machen.

Wie erkenne ich, ob die Treppe noch zu retten ist?

Wenn das Holz noch fest ist, keine tiefen Risse oder fauligen Stellen hat, ist eine Renovierung immer möglich. Prüfe mit einem Messer: Wenn du nur leicht in die Oberfläche eindringst, aber kein weiches, feuchtes Holz darunter findest, ist alles in Ordnung. Wenn du aber Holzstaub abkratzen kannst oder die Stufe nachgibt - dann ist ein Austausch nötig. Kein Lack kann ein kaputtes Holz retten.

Welche Farbe soll ich wählen?

Das hängt vom Stil deines Zuhauses ab. Für moderne Wohnungen passt eine dunkle Eiche oder eine schwarze Treppe - sie wirkt edel und kontrastreich. In traditionellen Räumen mit hellen Wänden und Parkett ist ein heller, transparenter Lack besser. Wichtig: Der Lack sollte nicht zu gelblich wirken. Wähle Produkte mit „kaltweiß“ oder „klar“ als Bezeichnung. Vermeide „warmweiß“ - das verfärbt das Holz unnatürlich.

Kann ich die Treppe im Winter renovieren?

Ja - aber nur, wenn die Raumtemperatur über 15 °C bleibt. Lacke brauchen Wärme zum Aushärten. In kalten Räumen wird die Oberfläche trüb, klebrig oder bleibt kleben. Wenn du im Winter arbeitest, stelle eine Heizung in den Raum - aber nicht direkt auf die Treppe. Lüfte nur kurz, und halte die Luftfeuchtigkeit im Bereich von 45-65 %. Ein Luftbefeuchter hilft, wenn die Heizung die Luft zu trocken macht.

Wie lange muss ich warten, bis ich die Treppe wieder benutzen kann?

Nach 24 Stunden kannst du vorsichtig barfuß oder mit Socken gehen. Nach 72 Stunden ist die Oberfläche so hart, dass du leichte Schuhe tragen kannst. Aber erst nach 7 Tagen ist der Lack vollständig ausgehärtet. In dieser Zeit: keine Möbel aufstellen, keine Staubsauger verwenden, keine nassen Tücher auf die Stufen legen. Geduld ist die beste Qualität - und der Schlüssel zu einem langen Ergebnis.