Eigenleistungen im Hausbau terminieren: Wie Sie Wochenendplanung und Arbeitssicherheit richtig koordinieren
Nov, 24 2025
Wenn Sie ein Haus bauen, wollen Sie Geld sparen. Eigenleistungen klingen wie eine einfache Lösung: Sie machen selbst die Arbeit, sparen Lohnkosten und erhöhen Ihr Eigenkapital - die sogenannte Muskelhypothek. Doch viele Bauherren merken zu spät, dass das Sparen mit einem hohen Preis verbunden ist: Zeit, Stress und manchmal sogar Verletzungen. Die Realität sieht anders aus als der Traum vom selbst gebauten Zuhause.
Wie viel Zeit brauchen Sie wirklich?
Ein 140 Quadratmeter großes Haus auszubauen, braucht etwa 850 Arbeitsstunden. Klingt machbar? Wenn Sie pro Woche 20 Stunden einplanen, sind das 42 Wochen - fast ein ganzes Jahr. Aber das ist nur die Theorie. In der Praxis sind Sie berufstätig, müde, haben Familie, Freunde und einen Alltag, der nicht auf Baustellen wartet. Und dann kommt der erste Fehler: Sie unterschätzen die Zeit. Ein erfahrener Handwerker macht eine Fliesenarbeit in einem Tag. Als Laie brauchen Sie dafür zwei bis drei Tage - wenn Sie Glück haben. Baufi-Deutschland hat das genau gemessen: Wer 40 Stunden für Fliesen einplant, sollte realistisch 80 Stunden kalkulieren. Das ist keine Übertreibung. Es ist die Erfahrung von Hunderten, die schon einmal mit einem Schwamm in der Hand auf dem Boden lagen und sich fragten, warum das so lange dauert. Und das ist nur ein Gewerk. Was ist mit Estrich, Elektro, Sanitär, Innentüren, Putz, Malerarbeiten? Jede einzelne Aufgabe frisst Zeit. Und jede Aufgabe, die Sie nicht fertigstellen, verzögert die nächsten Gewerke. Die Baufirma wartet nicht. Der Dachdecker kommt nicht, weil der Dachstuhl noch nicht abgedichtet ist. Der Heizungsinstallateur steht vor der Tür, weil die Rohre nicht verlegt sind. Verzögerungen kosten Geld - nicht nur durch Mietkosten, sondern auch durch Zinsen auf bereits ausgezahlte Kredite.Wochenendplanung: Der große Irrtum
Viele Bauherren denken: Am Wochenende habe ich Zeit. Also machen wir dann alles. Doch das ist ein Trugschluss. Samstagmorgen um 8 Uhr: Sie stehen auf, trinken Kaffee, machen den Müll raus, fahren zur Baustelle. Um 10 Uhr kommt Ihr Freund, der Ihnen helfen wollte. Er hat plötzlich einen Termin. Um 11 Uhr regnet es. Um 13 Uhr sind Sie fertig mit dem, was Sie geplant hatten - und haben 2 Stunden Arbeit gemacht. Sonntag? Sie sind müde. Ihre Frau hat Geburtstag. Der Rasen muss geschnitten werden. Der Hund ist krank. Die Realität: Freunde und Verwandte, die Ihnen helfen wollen, fallen oft aus. Sie haben ihren eigenen Job, ihre eigenen Kinder, ihre eigenen Probleme. Und wenn Sie alleine auf der Baustelle stehen, wird die Arbeit zur Last. Jede Stunde, die Sie nicht machen, muss später nachgeholt werden. Und das bedeutet: weniger Schlaf, weniger Freizeit, weniger Leben. Ein Bauherrenforum-Nutzer schreibt: „Mit meiner Frau als Handlangerin haben wir es geschafft. Aber erst nach drei Monaten, als wir eine Routine hatten.“ Das ist der Schlüssel: Routine. Aber die entsteht nicht durch gute Absichten. Sie entsteht durch Planung. Und Planung bedeutet: Nicht nur „wir machen am Samstag“. Sondern: „Am 15. März von 9 bis 13 Uhr legen wir den Estrich. Am 22. März von 10 bis 16 Uhr montieren wir die Innentüren.“ Und dann: Puffer einplanen. Mindestens 30 Prozent. Denn Regen, Krankheit, falsch bestelltes Material - das passiert. Und wenn Sie keinen Puffer haben, bricht das ganze Projekt zusammen.Arbeitssicherheit: Das, was keiner erwähnt
Sie denken, Sie können alles machen. Elektrik? Klar. Sanitär? Klar. Heizung? Warum nicht? Doch hier liegt das größte Risiko. Die Berliner Sparkasse und der Verband privater Bauherren warnen eindeutig: Arbeiten an Elektrik, Sanitär und Heizung gehören in die Hände von Fachleuten. Nicht nur, weil es verboten ist - sondern weil es lebensgefährlich sein kann. Ein falsch verlegtes Kabel kann einen Brand auslösen. Eine undichte Wasserleitung kann die ganze Wohnung ruinieren. Ein falsch eingestellter Heizkessel kann Kohlenmonoxid freisetzen. Und wenn Sie verletzt werden? Wer zahlt dann die Behandlung? Wer zahlt die Krankengeldlücke? Die Bauberufsgenossenschaft verlangt Beiträge - auch für Helfer. Und wenn Sie keinen Versicherungsschutz haben, sind Sie aufgeschmissen. Der VPB sagt klar: Arbeiten innerhalb der Räume - wie Tapezieren, Streichen, Bodenlegen - können Sie selbst machen. Aber die „Innenleben“ des Hauses? Die Leitungen, die Träger, die Sicherheitsanlagen? Das ist Profi-Arbeit. Und das ist kein Zeichen von Schwäche. Das ist kluge Planung. Sie sparen nicht, wenn Sie ein Risiko eingehen, das Sie nicht bezahlen können.
Wie viel sparen Sie wirklich?
Ein Bauherren-Forum-Beitrag sagt: „Ich habe 10.000 Euro an Eigenleistungen eingeplant. Das spart mir 50 Euro monatliche Rate.“ Klingt wenig, oder? Aber das ist die Wahrheit. Wenn Sie 10.000 Euro an Lohnkosten sparen, reduzieren Sie Ihren Kredit um diesen Betrag. Bei einem Zinssatz von 3 % sind das 300 Euro Zinsen pro Jahr - also 25 Euro im Monat. Und das ist nur die Zinsersparnis. Sie zahlen auch keine Materialkosten doppelt. Aber: Sie zahlen mit Ihrer Zeit. Mit Ihrer Gesundheit. Mit Ihrer Beziehung. Einige Banken, wie die Berliner Sparkasse, akzeptieren Eigenleistungen als Eigenkapital - die sogenannte Muskelhypothek. Das ist gut. Aber nur, wenn Sie die Leistungen auch wirklich erbringen. Und wenn Sie sie dokumentieren. Führen Sie ein Bautagebuch. Notieren Sie, was Sie gemacht haben, wie lange es gedauert hat, welches Material Sie verwendet haben. Sonst können Sie später nicht nachweisen, was Sie geleistet haben. Und dann ist die Muskelhypothek nur ein Traum.Was Sie wirklich brauchen: Ein Plan, kein Traum
Sie brauchen keinen Mut. Sie brauchen keinen Schwung. Sie brauchen einen klaren, realistischen Plan. Und den erstellen Sie so:- Listen Sie alle Arbeiten auf, die Sie selbst machen wollen.
- Suchen Sie für jede Aufgabe die geschätzte Zeit eines Profis - und multiplizieren Sie sie mit 2,5.
- Setzen Sie Termine fest - nicht „am Wochenende“, sondern „am 10. April von 9-15 Uhr“.
- Planen Sie 30 % Puffer ein - für Regen, Krankheit, Materialverzögerung.
- Verpflichten Sie Helfer schriftlich - per WhatsApp reicht nicht.
- Vermeiden Sie Elektrik, Sanitär, Heizung - es lohnt sich nicht.
- Erstellen Sie mit Ihrem Architekten oder Bauträger einen detaillierten Kosten- und Zeitplan, der Ihre Eigenleistungen explizit aufführt.
- Führen Sie ein Bautagebuch - Tag für Tag.
Was passiert, wenn Sie es falsch machen?
Sie verlieren nicht nur Zeit. Sie verlieren Energie. Sie verlieren Beziehungen. Der Verband privater Bauherren berichtet, dass viele Ehen während des Hausbaus zerbrechen - nicht wegen Geld, sondern wegen Stress. Weil der eine immer auf der Baustelle ist. Weil der andere sich vernachlässigt fühlt. Weil niemand mehr Zeit hat für ein Gespräch, für einen Spaziergang, für ein gemeinsames Essen. Und wenn Sie sich verletzen? Dann steht die Baustelle still. Die Zinsen laufen weiter. Die Baufirma rechnet nach. Und Sie? Sie liegen im Krankenhaus und fragen sich, warum Sie das alles gemacht haben.Die kluge Wahl: Weniger Eigenleistung, mehr Sicherheit
Sie müssen nicht alles selbst machen. Sie müssen nicht alles sparen. Sie müssen nur klug sein. Wählen Sie die Arbeiten, die wirklich sicher und machbar sind: Tapezieren, Streichen, Bodenlegen, Regalbau, Gartenarbeit. Alles andere? Vergeben Sie es. Es ist kein Zeichen von Schwäche. Es ist ein Zeichen von Weisheit. Sie sparen nicht nur Geld. Sie sparen Ihre Gesundheit. Ihre Beziehung. Ihre Ruhe. Und am Ende haben Sie nicht nur ein Haus. Sie haben ein Zuhause - ohne Trauma, ohne Stress, ohne Regret.Die Baustelle ist kein Marathon. Sie ist ein Spaziergang - mit klarem Ziel, mit Pausen, mit Sicherheit. Und wenn Sie das verstehen, dann haben Sie schon gewonnen.
Wie viel Zeit sollte ich für Eigenleistungen pro Woche einplanen?
Mindestens 20 Stunden pro Woche. Das ist der Standardwert, den Banken wie die Berliner Sparkasse für eine 10-prozentige Einsparung der Bausumme ansetzen. Aber das ist nur der Anfang. Wenn Sie berufstätig sind, sollten Sie realistischerweise 15-25 Stunden pro Woche einplanen - und das nur, wenn Sie keine anderen Verpflichtungen haben. Mehr als 30 Stunden pro Woche führen fast immer zu Überlastung.
Welche Arbeiten sollte ich niemals selbst machen?
Elektrik, Sanitär und Heizung. Diese Gewerke sind nicht nur komplex, sondern auch gefährlich. Ein falscher Anschluss kann einen Brand verursachen, eine undichte Leitung kann den Unterbau ruinieren, ein falsch eingestellter Heizkessel kann Kohlenmonoxid freisetzen. In Deutschland sind diese Arbeiten gesetzlich nur für zugelassene Fachleute erlaubt. Selbst wenn Sie es können - es lohnt sich nicht. Die Kosten für Schäden oder Haftung sind viel höher als die Lohnkosten eines Handwerkers.
Kann ich Eigenleistungen als Eigenkapital geltend machen?
Ja, viele Banken - wie die Berliner Sparkasse oder Interhyp - akzeptieren Eigenleistungen als sogenannte Muskelhypothek. Das bedeutet: Die Zeit und Arbeit, die Sie investieren, wird als Eigenkapital angerechnet. Aber nur, wenn Sie sie dokumentieren. Führen Sie ein Bautagebuch mit Datum, Dauer, geleisteter Arbeit und Materialverbrauch. Ohne Nachweis zählt es nicht.
Wie viel Zeitpuffer sollte ich einplanen?
Mindestens 30 Prozent. Wenn Sie für eine Aufgabe 10 Stunden veranschlagen, rechnen Sie mit 13 Stunden. Wenn Sie 100 Stunden Gesamtzeit planen, gehen Sie von 130 Stunden aus. Warum? Weil Wetter, Materialverzögerungen, Krankheit, Helfer-Ausfälle und Einarbeitungszeit immer passieren. Wer keinen Puffer hat, gerät unter Druck - und das führt zu Fehlern, Streit und Verzögerungen.
Wie kann ich meine Helfer verpflichten?
Sprechen Sie frühzeitig mit Freunden und Verwandten. Machen Sie einen konkreten Termin aus - nicht „wir machen mal“. Sondern: „Am 5. April von 10 bis 17 Uhr bringen wir die Dachbodenplatten auf.“ Fragen Sie, ob sie wirklich Zeit haben. Und schreiben Sie es auf - per WhatsApp, E-Mail oder sogar auf einem Zettel. Wer sich verpflichtet fühlt, kommt. Wer nicht, wird nicht kommen. Und das ist okay. Planen Sie damit.
Was kostet ein Handwerker pro Stunde?
In Deutschland liegt der Stundensatz für Handwerker zwischen 40 und 70 Euro, je nach Region, Gewerk und Erfahrung. Elektriker und Sanitärfachleute sind teurer, Maler und Tischler günstiger. Dieser Satz ist Ihre Basis für die Berechnung von Einsparungen. Wenn Sie 100 Stunden Fliesenlegen selbst machen, sparen Sie etwa 5.000 Euro - aber nur, wenn Sie diese Zeit auch wirklich haben.
Warum ist ein Bautagebuch wichtig?
Ein Bautagebuch ist Ihr Nachweis für die Bank und für spätere Verkaufsgespräche. Es zeigt, welche Arbeiten Sie wirklich erledigt haben, wie viel Zeit Sie investiert haben und welche Materialien verwendet wurden. Ohne dieses Dokument können Sie Ihre Eigenleistungen nicht als Eigenkapital geltend machen. Es schützt Sie auch vor Streit mit der Baufirma oder dem Architekten - wenn mal etwas nicht passt.